Karl Ruhrberg über Kurt Mühlenhaupt
Karl Ruhrberg ist ehemaliger Kurator der Sammlung Ludwig
Wer über den Maler Kurt Mühlenhaupt spricht, kommt nicht in Gefahr, sich in den abstrakten Gefilden der Kunsttheorie zu verirren; er bleibt vielmehr im Kontakt mit dem wirklichen Leben, mit Figuren und Szenerien, die ihm vertraut sind, die er wiedererkennt, ob er nun in Berlin zu Hause ist oder nicht. Denn so deutlich bei den meisten von ihnen die berlinische Herkunft ist, so wenig ist zu verkennen, dass es sich um ein kleines Welttheater mit seinen dramatis personae handelt, dem wir uns gegenübersehen.
Auf allen Schauplätzen bleiben die Themen sich gleich: Man findet die Welt der – im wörtlichen wie im übertragenen Sinn – „kleinen Leute“, der Arbeiter, der Kinder zumal, inklusive jener Exzentriker, die für immer Kinder geblieben sind; stille, unsensationelle Landschaften, die Plätze, Straßen, Winkel und Kneipen der Großstadt, in denen die große Welt und das große Glück nicht zu Hause sind. Darüber hinaus ist der persönliche, der autobiographische Bezug dieser Bilder nicht zu übersehen.
Was Mühlenhaupt malt und zeichnet sind die Linien des Lebens, ist der zeichnerisch-malerische Report eines kurvenreichen Lebenslaufs, der aus der Not einer proletarischen Herkunft die Tugend ihrer künstlerischen Bewältigung unter schwierigsten Umständen macht. Mag es auch die Ideologen unter seinen Kritikern und Bewunderern auch ein wenig genieren, seine Bilder sind Bilder der Teilnahme, des Verständnisses und der Einfühlung, kurz: es sind Zeugnisse der „Liebe“, so, wie er sich selber auch verstanden wissen möchte.