Skulpturen
Kurt Mühlenhaupt kehrte aus dem Krieg mit einem versteiften Handgelenk und einem dauerhaft verletzten Bein zurück. Selbst er erkannte, dass er mit diesen Beeinträchtigungen kein Bildhauer mehr werden konnte. So wurde er Maler. Erst mit fünfzig Jahren konnte er ausschließlich von seiner Kunst leben.
Im Alter von sechzig Jahren nahm er an einem Wettbewerb für einen Brunnen am Berliner Mariannenplatz teil, den er zu seinem großen Schrecken gewann. Bis dahin hatte er nur kleine Figuren aus Ton gefertigt. Um sich an den Aufbau großer Skulpturen heranzutasten, entstanden die ersten DU-DU Zwerge. An den Feuerwehrmännern des Mariannenbrunnens arbeitete er zwei Jahre. Als er damit fertig war, entstand in jedem Sommer ein neuer Zwerg. Die Bildhauerei war sozusagen sein Sommervergnügen geworden.
Wer den Hof betritt, wird von freundlichen Menschen, wunderlichen Tieren und steinernen Zwergen begrüßt. Die merkwürdigen Wichtel trugen in Bergsdorf Tische, spitzten unter Rosenstöcken hervor und spuckten Wasser in den Teich. Die grauen und bunten Du-Dus sind die steinernen Träger von Kurtchen´s Lebensphilosophie. Ein Du-Du, das bist Du und das bist Du, der Du bereit bist, dich anzuschließen, um die Verhältnisse wenigstens ein klein wenig besser und gerechter zu machen und um aufzubrechen in eine neue heile Welt.
Die Wichtel haben sogar Ihre eigene Akademie gegründet, damit wir Menschen von ihnen lernen. Sie philosophieren vergnüglich über das Glück, den Teufel und die verschiedenen Arten der Liebe.
Kurt Mühlenhaupt wuchs in einer Arbeitersiedlung im Norden Berlins auf. Seine Herkunft und die Verwurzelung im eigentümlichen Milieu Berlins erzeugte bei ihm Nüchternheit, Realitätssinn, Beobachtungsgabe und einen besonderen Humor, der seinen sentimentalen Impetus in Komik und seine Melancholie in Zuwendung verwandelte.
Der Maler kreiste sozusagen in seinem eigenen Universum. Die Welt um ihn herum lieferte die Themen. In Kreuzberg waren es die Hausfrauen mit ihren krummen Beinen, die Biertrinker oder der Türke Mehmet, in New York die schwarzen Mamis und in Portugal die Bauern und Fischer. Die Bilder entsprechen den vielen Stationen seines Lebens.
Kurt Mühlenhaupt war ein vielseitig begabter, lebendiger und umtriebiger Mensch, der immer neue Visionen entwickelte. Malerei, Skulptur, Graphik und das autobiographische Schreiben stehen in engster Verbindung. Seine Bilder und Graphiken werden oft von erzählerischen Elementen geprägt. Zwischen Kunst und Leben gab es keine Trennung. Standen Besucher vor ihm, hörte er auf zu malen und fing an, Geschichten zu erzählen. Schreiben, bildhauern, malen, plaudern oder ein Instrument spielen, waren für ihn ein- und dasselbe. Immer musste er etwas loswerden, immer musste er sich mitteilen.